Dr. Rüdiger v. Luxburg 
Richtigstellungen zu meiner Person

Zu den Verschwörungstheorien eines illegalen Internetblogs

 Da auf Internet-Plattformen immer wieder widersprüchliche „Wahrheiten“ über mich konstruiert werden, soll hier exemplarisch auf den „Vorwurf“ eingegangen werden, eines meiner Bücher sei in einem „rechten“ Verlag erschienen. Dazu ist folgendes zu bemerken:


1. Ob ein Verlag „rechts“ oder „links“ ist, obliegt grundsätzlich der subjektiven Bewertung eines Jeden und ist insofern von der Meinungsfreiheit gedeckt. Es handelt sich also nicht um eine objektive Tatsache, sondern um eine individuelle Sichtweise. Da die o.g. Behauptung der Sichtweise einer einschlägigen politischen Agitationsgruppe entstammt, sollte gerade hier eine solche Sichtweise nicht kritiklos übernommen werden.


2. Der Rückschluss, dass ein Autor, der in einem vorgeblich „rechten Verlag“ publiziert habe, automatisch ein „Rechter“ sei, entbehrt ebenso jeglicher Logik. Er bildet die Fortschreibung eines Narrativs jener vom Verfassungsschutz beobachteten politischen Agitationsgruppe, die jeglicher ernsthafter Herangehensweise widerspricht und daher gerade aus Sicht demokratisch gesinnter Menschen kritisch betrachtet werden sollte.

3. Im vorliegenden Fall handelt es sich um ein wissenschaftliches Werk ("Wissenschaftliche Reihe"), das – im leeren Phrasenjargon des politischen „rechts-links“-Schemas – originellerweise sogar eher als "linkes" Buch eingestuft werden müsste, denn es ist in Frankfurt im Kontext der Auseinandersetzung mit der „Kritischen Theorie“ entstanden. Insofern würde sich hier die Frage stellen: Wie kann ein „linkes“ Buch in einem „rechten“ Verlag erscheinen? Ist dieses „linke“ Buch dann automatisch „rechts“ oder wird damit der "rechte" Verlag "links"? Und: Wird der „linke“ Autor dann automatisch ein „Rechter“?? Allein diese Überlegung zeigt, wie sinnlos es ist, in „rechts-links“-Schemata zu unterscheiden, vor allem, wenn es um Wissenschaft geht.

4. Wie man dem Vorwort des Buches bereits entnehmen kann, werden hier ganz klar die Stichwortgeber für das Buch benannt, nämlich zum einen Alex Demirovic, der noch heute im wissenschaftlichen Beirat von attac sitzt und Senior-Fellow der Rosa-Luxemburg-Stiftung ist. Er war so links, dass er in Frankfurt eine Professur versagt bekam und deshalb nach Berlin wechselte. Gegen dieses Vorgehen setzte sich übrigens nicht nur ich mich ein (weil ich die Freiheit der Wissenschaft verteidige!), sondern auch Nancy Faser und Judith Butler etc. Als mein Dozent förderte Demirovic die Ideen zum meinem Buch erheblich und brachte mir viel Achtung entgegen. Seine Sicht auf die Frankfurter Schule hat dem Autor, wie im Vorwort zu lesen ist, viele wertvolle Anregungen gegeben. Der andere Professor, der im Buch als Stichwortgeber benannt wird, ist Udo Bermbach, ein Politologe aus Hamburg (SPD). Wie also soll ein solches Buch zu einem "rechten" Verlag passen? Warum hat der Verlag dieses Buch überhaupt angenommen – oder ist der Verlag einfach nur ein wissenschaftlicher Verlag, in dem viele Menschen publizieren?

5. Da in dem Buch von Anfang an klargestellt wird, aus welcher Sicht Wagner beleuchtet wird (nämlich aus der Sicht der Kritischen Theorie), wird auch der Titel klar ("Richard Wagner - Konservativer Revolutionär und Anarch. Kritik von Staat und Gesellschaft aus Sicht eine 'Unpolitischen'"). Dieser Titel ist bereits dialektisch aufgebaut: Thesis: "Konservativer Revolutionär" (also staatspolitisch denkender Reformer), Antithesis: "Anarch" (also Staatsverweigerer), "aufgehoben" (im Hegelschen Sinn) in der Synthesis: "Unpolitisch" (also apolitisch), wobei dieses "Unpolitisch" in Gänsefüßchen steht, denn es hat eine mittelbare Rückwirkung auf die Politik (s. Politik vs. Kunst). Nichts kann nämlich aus Wagnerscher Sicht unpolitisch gedacht werden. Das ist ein durchaus linker Gedanke, denn auch hier ist alles politisch zu deuten, sei es die Kunst oder der Arbeitsmarkt. Und noch ein letzter Gedanke: Es geht um die Kritik von Staat und Gesellschaft - auch das ist ein durch und durch linker Gedanke, denn der "Rechte" (bzw. Konservative) bejaht grundsätzlich Staat und Gesellschaft, wie schon bei Thomas Mann oder Martin Greiffenhagen nachzulesen ist.

6. Angesichts der obigen Darlegung stellt sich mithin die Frage, wie es möglich sein soll ein „linkes“ Buch in einem „rechten“ Verlag zu veröffentlichen. Ist ein „linkes“ Buch automatisch immer „rechts“, wenn es in einem „rechten“ Verlag erscheint und ist der „linke“ Autor „rechts“, wenn er ein „linkes“ Buch in einem „rechten“ Verlag veröffentlicht? Oder ist der Autor beides, wenn er in „linken“ wie „rechten“ Verlagen publiziert? Im vorliegenden Fall hat der Autor nach der Nomenklatur der politischen Agitationsgruppe durchaus in „linken“ Verlagen veröffentlicht, etwa im Projekte-Verlag Halle (Verlag eines ehem. Stasi-Offiziers, der noch heute die DDR verteidigt) oder im Dielmann-Verlag Frankfurt. Insofern zeigt die Trennung zwischen „rechts“ und „links“, zwischen „gut“ und „böse“ sowie die defektive Kausalitätslinie („rechter Verlag“ - „rechter Autor“) die Absurdität einer reduktionistischen Herangehensweise. Offenbar liegt diesem Ansatz der Gedanke von "cancel culture" oder "Kontaktschuld" (wie einst in der McCarthy-Ära) zugrunde, der die Mündigkeit von Bürgern generell verneint. Für eine Demokratie ist so etwas brandgefährlich!

7. Nachdem ich durch mehrere Publikationen den Ruf als profunder „Wagner-Kenner“ erworben hatte, schrieb mich ein österreichischer Verlag an, ob ich zum Wagner-Jubiläums-Jahr (2013) für den österreichischen Markt ein Wagner-Buch schreiben könne. Die Empfehlung kam übrigens von einem Freund (heute Oberstudienrat), der seit Jahrzehnten für eine große Partei Stadtverordneter einer Kreisstadt ist. Er hatte in diesem Verlag 2006 seine Dissertation veröffentlicht. Mir war der Verlag unbekannt; die Recherchen wiesen den Verlag als Herausgeber von Kochbüchern oder Zeitschriften für Landwirte etc. aus, daneben führte der Verlag einige Sachbücher und eine „Wissenschaftliche Reihe“, in der mein Buch erscheinen sollte: Es geht hier also um Wissenschaft, nicht um Politik! Wer die Wissenschaft  versucht zu politisieren, hat jeden wissenschaftlichen Anspruch verloren und versteht den Kern der Wissenschaft nicht.